Wer oder was ist eigentlich ein Pritschenmeister ?

Wenn sich am Kirmessonntag das Scherberger Königsspiel zum Umzug formiert, dann geschieht dies nach einer von alters her festgelegten Ordnung. Allen voran marschiert – wie die Pritschenkinder in strahlendem Weiß gekleidet – der sogenannte Pritschenmeister. Als Zeichen seiner Würde trägt er auf seinem Strohhut einen Kranz aus grünem Eichenlaub. Ein weiteres Eichenlaub prangt auf seiner linken Hemdbrust. Seine von der rechten Schulter zur linken Hüftseite hin geschlungene grün-gelbe Schärpe ist goldverbrämt und in der Hand hält der Pritschenmeister – ebenso wie die Pritschenkinder-die sogenannte Pritsche.

In der Tradition der Jungenspiele ist der Pritschenmeister der „Chef “ des Spiels. Er führt das Kommando und ist für die Einhaltung des Zeitplans, des Zugweges und für die Einhaltung der Ordnung sowohl auf dem Marschweg als auch im Kirmeszelt verantwortlich.

Die Gestalt des Pritschenmeisters steht in einer langen, bis ins Mittelalter zurückgehenden Tradition. Seinen Namen hat der Pritschenmeister von der Pritsche, unter der man einen in dünne Brettchen geschlitzten Schlagstock versteht, der im Mittelalter auf Volks – und Schützenfesten von den sogenannten „Britzenschlägern“ verwendet wurde.

Die sogenannten „Britzenschläger“ oder auch „Britzenmeister“ hatten zur damaligen Zeit die Aufgabe, auf den Volks – und Schützenfesten für Ordnung zu sorgen. Gleichzeitig übernahmen die „Britzenmeister“ im Mittelalter aber auch gewissermaßen die Rolle eines Zeremonienmeisters, arbeiteten mit den städtischen Behörden zusammen und fungierten als Redner und Ausrufer.

Bezogen auf die heutigen Jungenspiele entsprechen die Aufgaben eines modernen Pritschenmeisters noch immer exakt den Aufgaben, die seine Namensgeber und historischer Vorfahren nachweislich bereits vor mehr als 500 Jahren ausübten. So ist die Gestalt des Pritschenmeisters ein lebendiges Beispiel dafür, wie eine mehrere hundert Jahre alte Tradition bis heute in den Würselener Jungenspielen lebendig geblieben ist und hoffentlich noch lange fortbesteht

Karl Jürgen Schmitz

Quellen: Würselen – Beiträge zur Stadtgeschichte Band 1: „Die Würselener Jungenspiele“ von Kurt Michels
Wilhelm Ewald, „Die Rheinischen Schützengesellschaften“ Düsseldorf 1933