Der Stolz des Spiels – Die Pritschenkinder

Der ganze Stolz des Scherberger Jungenspiels sind die Pritschenkinder – kurz auch „die Pritsche“ genannt.

Noch bis in die 1960er Jahre bestand die Pritsche nicht wie heute aus Kindern, sondern die Pritsche wurde von erwachsenen jungen Männern gestellt.

Als das Alter der Maijungen zunehmend abnahm und die jungen Männer wesentlich früher als noch vor Jahrzehnten aus der „Pritsche“ zu den Maijungen wechselten, hatte das auch auf die „Pritsche“ Einfluss. Statt wie bisher von jungen Männern wurde die „Pritsche“ nun von Kindern gestellt, wobei ursprünglich nur Jungen in der Pritsche mitgehen durften.

Aber auch in den Jungenspielen hat die Gleichberechtigung ihren Einzug gehalten, so dass in der Pritsche des Scherberger Jungenspiels schon seit vielen Jahren auch Mädchen in der Pritsche mitgehen dürfen, ja heute schon den überwiegenden Anteil der Pritschenkinder stellen.

In all den Jahrzehnten ist aber eines immer gleich geblieben: Das Scherberger Königsspiel hat immer größten Wert auf ein sauberes äußeres Erscheinungsbild seiner Pritsche gelegt. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass – für Mütter und Väter, deren Kinder zum ersten Mal in der Pritsche mitgehen, manchmal schwer zu verstehen – was das äußere Erscheinungsbild der Pritischenkinder anbetrifft in Scherberg schon immer ein strenges Reglement gegolten hat. Dabei ist die Kleiderordnung für Jungen und Mädchen gleich: weißes, langärmliges Herrenhemd, das am Kragen geschlossen getragen wird, weiße Hose ohne Applikationen, weiße Strümpfe, weiße Turnschuhe ohne Applikationen. Dazu gehört der obligatorische schwarze Gürtel, die von der rechten Schulter zu linken Hüfte getragene Schärpe in den Stadtfarben, der Strohhut mit dem bunten Sträußchen und natürlich last but not least die Pritsche.

Dass die Kleiderordnung peinlichst eingehalten wird, dafür sorgen auch der Pritschenmeister und der erste Pritschenjunge, die aber nicht nur für Ordnung sorgen, sondern sich auch nebst begleitenden Eltern liebevoll um die Pritschenkinder während der Umzüge kümmern. So gehört es unter anderem auch zur guten Tradition, dass die Pritschenkinder ( und die Musiker ), die während der Umzüge am meisten leisten müssen, als erstes beim Beschenken ihre Getränke erhalten.

Wer einmal wachen Auges den Vorbeizug der Jungenspiele während des großen Umzuges am Kirmessonntag in Würselen beobachtet hat, wird – ohne allen übrigen Jungenspielen in Würselen nahe treten zu wollen – feststellen, dass die Pritsche des Scherberger Königsspiels die mit weitem Abstand wie man in Scherberg sagt „sauberste“ Pritsche aller Jungenspiele ist. Darauf legen die Scherberger seit Generationen wert und diese Wertschätzung – aber auch die damit einhergehenden festen Regeln – werden von Generation zu Generation weitergegeben. Das Festhalten an den Traditionen und das Aufrechterhalten von Werten ist aber nicht nur ein Teil des äußeren Erscheinungsbildes des Scherberger Königsspiels – sie sind letztlich wahrscheinlich auch ein Teil des Erfolgsgeheimnisses des Scherberger Jungenspiels, das in diesem Jahr zum 69. Mal in ununterbrochener Reihenfolge nach dem Krieg aufmarschieren wird. Und allen voran geht wie in jedem Jahr mit ihrem Meister an der Spitze die schneeweiß gekleidete „Pritsche“.

Karl-Jürgen Schmitz