„Et Spell is erus“ … oder was ein Jungenspiel so kostet

Et Spell is erus! Wenn dies vom Maikönig am Dienstagabend oder – wenn es optimal läuft – bereits am Montagabend auf dem Zelt bekannt gegeben wird, ist der Jubel bei den Maijungen und Maimädchen, aber auch bei allen, die dem Scherberger Königsspiel verbunden sind, groß. Denn der Satz „et Spell is erus“ bedeutet übersetzt für Nichteingeweihte und für diejenigen, die der Scherberger Mundart nicht mächtig sind, dass die Kosten des Jungenspiels gedeckt sind.

Die Feststellung, dass „et Spell erus“ ist, war vor Allem für die Jungenspiele bis einschließlich in den 1970er Jahren, ganz besonders aber für die Maikönige der damaligen Zeit von fast existenzieller Bedeutung. Denn bis dahin hafteten die Maikönige, die in der Regel für das Jungenspiel sämtliche Verträge mit Musikkapellen, Festzelt, Getränke und vieles mehr abschlossen, persönlich gegenüber den Vertragspartnern dafür, dass die sich aus den Verträgen ergebenen Forderungen auch erfüllt wurden. Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger, als dass jeder Maikönig damals mit seinem gesamten privaten Vermögen (und möglicherweise auch dem seiner Eltern) für die Verbindlichkeiten eines Jungenspiels haftete.

Schon damals waren aber die Kosten, die ein Jungenspiel verursachte, hoch. Wie sich aus dem noch vorliegenden Kassenbuch des Scherberger Königspiels aus dem Jahre 1954 ergibt, betrugen in diesem Jahr die Ausgaben für das Jungenspiel bei Einnahmen von 3.073,10 DM insgesamt 2.957,98 DM. Das damalige Jahresdurchschnittseinkommen eines Arbeitnehmers belief sich statistisch auf 4.234,00 DM. Das bedeutet, dass der Maikönig – im Jahr 1954 war das Karl Beissel – quasi mit seinem gesamten Jahreseinkommen für das Jungenspiel gerade stehen musste.

Interessanterweise hat sich das Verhältnis zwischen den Kosten eines Jungenspiels und dem Jahresdurchschnittseinkommen bis zum heutigen Tage nur wenig verändert. Denn in einem „normalen“ Kirmesjahr, d.h. in einem Jahr, in dem kein Jubiläum zu feiern ist, belaufen sich die Kosten für das Scherberger Königsspiel auf durchschnittlich zwischen 30.000,00 € – 35.000,00 €. Das Jahresdurchschnittseinkommen in Westdeutschland beziffert sich demgegenüber z.B. im Jahr 2015 auf 34.999,00 €. D.h., über mehr als 60 Jahre haben sich die Relationen nur wenig verschoben.

Heute muss allerdings der Maikönig das Risiko nicht mehr tragen. Denn nach dem die Kosten immer höher wurden und die Verträge z.B. mit den Zeltkapellen oft bereits ein Jahr im Voraus abgeschlossen werden mussten, entschloss man sich in Scherberg, den wirtschaftlichen Part des Jungenspiels einem Verein zu übertragen. Seitdem ist der „Verein zur Förderung des Scherberger Maibrauchtums e.V.“ für die wirtschaftliche Abwicklung des Scherberger Königsspiels zuständig.

Haupteinnahmequellen zur Finanzierung des Scherberger Königsspiels sind die Haussammlungen, die Einnahmen aus dem Maiball, dem Kirmesanzeiger, die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern zu den Kirmesveranstaltungen, aus dem Losverkauf, der Polonaise sowie dem Nachspiel.

Gott sei Dank konnte sich das Scherberger Königsspiel in den letzten Jahren immer eines außergewöhnlich guten Zuspruchs sowohl an aktiven Maimädchen und Maijungen als auch an Besuchern erfreuen. Das hatte zur Folge, dass das Scherberger Königsspiels nach einigen schweren Jahren heute wieder auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis steht, was man leider heutzutage nicht mehr von vielen Jungenspielen sagen kann.

Damit dies auch so bleibt, braucht das Scherberger Königsspiel vor allen Dingen Sie, liebe Freunde des Scherberger Königsspiels. Denn der wirtschaftliche Erfolg des Jungenspiels ist vor allen Dingen davon abhängig, dass die Veranstaltungen des Scherberger Königsspiels von möglichst vielen Menschen besucht werden. Gelingt es uns auch weiterhin, so viele Menschen für die Tradition und das Scherberger Königsspiel zu begeistern wie zur Zeit und unterstützen auch Sie das Scherberger Königsspiel wie bisher, werden die Scherberger Maijungen zur Freude aller sicher auch in Zukunft noch viele Jahre singen können:

„Dat Spell, dat hat noch Jeld, dat Spell dat hat noch Kirmesjeld“.

Karl-Jürgen Schmitz