Ich geh‘ mit meiner Laterne

Wenn sich am Kirmesdienstag im Festumzug Maipaare oder einzelne Aktive mit einer Laterne in der Hand Richtung Zelt begeben, ist das sozusagen eine letzte Reise. Denn was nach außen hin wie ein origineller Gag erscheint, hat durchaus auch einen emotionalen Charakter, denn sie ist das Symbol dafür, dass ihr Träger bzw. ihre Trägerin zum letzten Mal als aktiver Maijunge oder als aktives Maimädchen im Jungenspiel mitgeht. Die Laterne steht hier, wie die rote Laterne, die sich von den roten Rücklichtern des letzten Waggons eines Zuges ableitet, für das Ende. Das ist auch nicht verwunderlich, betrachtet man die Reihenfolge der Maipaare: Ganz vorne gehen der Maikönig mit Maikönigin und Ehrendame, gefolgt vom Maiknecht mit seiner Magd und einer Ehrendame. Ihnen folgen geordnet nach „Dienstjahren“ der Maijungen zuerst jüngsten Maipaare bis hin zum Ende zu den „alten Hasen“.

Mit dem letzten Weg endet nämlich auch oft ein großer Lebensabschnitt, denn insbesondere die älteren unter den Aktiven haben oft über ein Jahrzehnt an Jungenspiel-Erfahrung auf dem Buckel. Diese Erfahrung und das gesammelte Wissen über alle wichtigen Aspekte des Scherberger Jungenspiels haben Sie über die Jahre an die Jüngeren weitergegeben. Und obwohl die Sorge besteht, dass bei einem Generationensprung die Tradition verloren geht, haben die letzten 72 Jahre gezeigt, wie gut es möglich ist, die Scherberger Tradition zu erhalten.

Und so ganz verloren gehen die Ehemaligen ja nie, denn spätestens zum Maiball oder zur Kirmes trifft man sich wieder, um ausgelassen zu feiern!

Christoph Schirmel