Der Dresscode des Scherberger Königsspiels

Wie Du kommst gegangen… oder … Der Dresscode des Scherberger Königsspiels

Wenn das Scherberger Königsspiel abgesehen von seiner schieren Größe, die es in den letzten Jahren erreicht hat, von Anbeginn an etwas auszeichnet, dann ist es vor allem auch sein äußeres Erscheinungsbild.

Nicht nur bei den Pritschenkindern wird größter Wert auf ein einheitliches und sauberes Erscheinungsbild gelegt, auch die Maijungen und Maimädchen selbst unterliegen, was ihre Bekleidung angeht strengen Regeln, die dem Jungenspiel allerdings nicht von außen aufoktroyiert wurden, sondern die sich das Jungenspiel in seinem Selbstverständnis selbst auferlegt und mit kleinen Modifikationen von Generation zu Generation weitergegeben hat.

Das beginnt schon am Freitagabend bei der so genannten Thekeneröffnung. Schon seit vielen Jahren ist es in Scherberg mittlerweile Tradition, dass Maijungen und Maimädchen – meisten zu einer Jeans – ein schwarzes Polohemd mit dem auf der linken Brustseite prangenden Wappen des Scherberger Königsspiels tragen. Die Farbe der Polohemden in Verbindung mit der großen Anzahl der Mädchen und Jungen des Scherberger Königsspiels, die besonders am Freitagabend beim obligatorischen Gruppenfoto auf dem Festzelt zu Tage tritt, haben dem Scherberger Königsspiel seit einigen Jahren den Beinamen “ Die schwarze Macht“ eingetragen.

Von dieser Bekleidung unterscheidet sich die Bekleidung maßgeblich, die die Maijungen und Maimädchen an den folgenden Kirmestagen, also vom Kirmessamstag bis zum Kirmesdienstag, tragen.

Dabei ist der Dresscode für die sogenannten „Herren der Schöpfung“, also die Maijungen, relativ einfach und auch nicht aufwändig. Denn das „must have“ besteht ausschließlich in einem Anzug, einem dazugehörigen Hemd und natürlich der obligatorischen Krawatte. So angezogen zeigen sich die Maijungen des Scherberger Königsspiels bei ihrem ersten Auszug Kirmessamstag.

Kirmessonntag und Kirmesmontag wird dieses Outfit ergänzt um die von der rechten Schulter zur linken Hüfte getragene Schärpe des Scherberger Königspiels sowie dem Strohhut mit Blumensträußchen. Am Kirmesdienstag wechselt die Schärpe die Besitzer und wird von den Maimädchen getragen.

Für die männlichen Mitglieder der Spielspitze, also den Maikönig, den Maiknecht, den Pritschenmeister und den ersten Pritschenjungen, sieht der Dresscode allerdings etwas anders aus. So gehört bei den vier Mitgliedern der Spielspitze am Kirmessamstag auch das auf dem linken Revers getragene Eichenlaub zur Ausgehordnung, ein goldenes für den König, ein silbernes für den Maiknecht und ein grünes für den Pritschenmeister und den ersten Pritschenjungen.

Ab dem Kirmessonntag werfen sich dann auch die männlichen Mitglieder der Spielspitze „in Schale“. Für den Maikönig und den Maiknecht bedeutet das das Tragen eines schwarzen Anzugs oder Fracks mit weißem Hemd und Fliege (die Farbe der Fliege wird meistens zwischen dem Maikönig und dem Maiknecht abgestimmt) und natürlich des obligatorische Zylinders, der allerdings nicht auf dem Kopf getragen, sondern in der Hand gehalten wird. Vervollständigt wird das Ganze durch eine gold- bzw. silberverbrämte Schärpe und dem bereits erwähnten Eichenlaub.

Demgegenüber tragen der Pritschenmeister und der erste Pritschenjunge wie auch die Pritschenkinder die Tracht der Pritsche, d.h. weißes, langärmliges, am Kragen geschlossenes Hemd, weiße Hose mit schwarzem Gürtel, weiße Strümpfe und weiße Schuhe. Dazu tragen der Pritschenmeister und der ersten Pritschenjunge ebenfalls ihre Gold- bzw. silberverbrämte Schärpe, ihren Strohhut, das grüne Eichenlaub sowie die sich in Größe und Schmuck von den normalen Pritschen unterscheidenden Pritschenmeisterpritschen.

Ist der Aufwand, den die Maijungen bekleidungsmäßig betreiben müssen, um sich den Vorgaben entsprechend beim Jungenspiel zu präsentieren, noch überschaubar, ist der Aufwand, den die Maimädchen betreiben müssen, um ein Vielfaches größer.

Steht es den Maimädchen Kirmessamstag noch frei, wie sie sich anziehen, da sie nicht im Festzug mitgehen, ist für den Kirmessonntagmorgen ein Jackenkleid oder z.B. ein Etuikleid mit Jacke vorgegeben. Eine den Regeln nicht entsprechende Bekleidung kann bei allen – auch den Pritschenkindern – im Zweifelsfall sogar dazu führen, dass man ausgeschlossen wird bzw. nicht am Festzug teilnehmen darf. Denn Priorität hat das Gesamtbild des Jungenspiels und damit das einheitliche Auftreten.

Zu dem Jackenkleid gesellt sich dann auch noch traditionell ein Sonnenschirm, der im Bedarfsfall als Regenschirm Verwendung findet

Am Kirmessonntagnachmittag ist dann die große Gala angesagt: Nicht nur die Spielspitze, nein, alle Maimädchen tragen lange, oft extravagante, teure, lange Kleider. Dazu tragen die Maimädchen einheitliche Blumensträuße und zum Teil außerordentlich aufwändige Frisuren. Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als sich selbst und das Scherberger Königsspiel und damit den Ortsteil Scherberg so prächtig als möglich zu präsentieren.

Der Kirmesmontag sieht die Maimädchen wieder in normalen Kleidern, dazu wird wiederum der Blumenstrauß getragen.

Am Kirmesdienstag entfaltet das Jungenspiel zu Ehren des Schützenkönigs nochmals seine gesamte Pracht, was für die Maimädchen wiederum bedeutet, sich besonders herauszuputzen und auch wieder in ein langes Kleid zu schlüpfen. Dazu tragen die Maimädchen am Kirmesdienstag die bis dahin von den Maijungen getragenen Schärpen und natürlich ihren obligatorischen Blumenstrauß.

Das Outfit der Maikönigin, der Ehrendamen und der Maimagd unterscheiden sich was die Vorgaben zu den jeweiligen Kleidern etc. betrifft grundsätzlich nicht von den Vorgaben für die übrigen Maimädchen. Lediglich die Sträuße der Maikönigin, der Ehrendamen und der Maimagd unterscheiden sich im Regelfall von den Blumensträußen der Maimädchen und die Maikönigin trägt zudem im Haar ein Diadem. Dass natürlich die den Maikönig und den Maiknecht begleitende Maikönigin, die Ehrendamen und die Maimagd auch bei ihren Kleidern herauszustechen versuchen, um ihrer Aufgabe als Repräsentanten des Scherberger Königsspiels gerecht zu werden, bedarf sicherlich keines besonderen Hinweises.

An dieser Stelle soll Allen, den Maijungen, den Eltern der Pritschenkinder, vor allem aber den Maimädchen, einmal ein großes Danke gesagt werden. Denn auch wenn sie – natürlich vor Allem die Maimädchen – sicherlich große Freude daran haben, sich selbst heraus zu schmücken und sich in den Festumzügen von ihrer besten und schönsten Seite zu zeigen, bedarf es immer auch des Einsatzes zum Teil nicht unerheblicher Geldmittel, um sich den Vorgaben des Scherberger Königsspiels entsprechend einzukleiden. Dass die jungen Mädchen und Jungen ( und Eltern ) bereit sind, dies Jahr für Jahr auf`s Neue zu tun, zeigt nicht nur, wie engagiert diese jungen Menschen sind, sondern, wie stark sie sich mit dem jahrhundertealten und dennoch immer noch lebendigem Brauchtum Jungenspiel identifizieren.

Und was die Maimädchen angeht – seien wir doch einmal ehrlich: Auch wenn es ein Jungenspiel ist – was wäre das Jungenspiel ohne seine prächtig herausgeschmückten und wunderschönen Maimädchen?

Karl-Jürgen Schmitz