Die Vorbereitungswoche – Die schönste Arbeitswoche

Die wohl mit Abstand schönste Arbeitswoche im Jahr ist – zumindest, wenn man zu den Maijungen des Scherberger Jungenspiels gehört – die Vorbereitungswoche.

Eine Woche vor Kirmes geht es für die Scherberger Maijungen schon richtig rund, denn es gibt reichlich Arbeit zu tun, damit am Freitag zur Thekeneröffnung alles vorbereitet ist. Für die Maijungen gilt in dieser Woche Anwesenheitspflicht; Ausnahmen gibt es i.d.R. nur für Schule, Arbeit und Universität.

Montagmorgens um 10 Uhr treffen sich die ersten Maijungen auf dem Bauernhof Mertens in der Südstraße um den Beginn der Vorbereitungswoche einzuläuten. Bei einem Frühstück zumeist bestehend aus Brötchen mit frischem Mett und wahlweise Kaffee, Bier oder anderen Getränken stärken sich die Maijungen für die anstehende Arbeit. Danach geht es sofort los und die ersten Maijungen fangen an, Tannenzweige für die Schwünge der Spielspitze und des Schützenkönigs zu schneiden. Weitere Maijungen machen sich mit Bollerwagen und Leiter auf den Weg in die Südstraße und Paulinenstraße, um anzufangen, die unzähligen Wimpelschwünge zu hängen.

Sobald genügend Tannen für den ersten Schwung geschnitten wurden, fangen die ersten Maijungen mit dem Binden an. Hierfür wird zuallererst über eine Strecke von 10 bis 20 Meter – abhängig von der gewünschten Länge des „Empfängers“ – Ballenschnur gespannt. Um diese wird der Schwung dann gebunden; eine Aufgabe, die nur im Team bewältigt werden kann.

Abends, wenn die Arbeit getan ist gibt es dann vom Maikönig das Kommando: „Alle an den Schwung!“. Denn eben jener wird von den Maijungen (ganz vorsichtig!!) angehoben und zu seinem Standort gebracht. Und auf dem Weg zeigt sich wieder, was das Jungenspiel so besonders macht, denn: Unterwegs singen die Maijungen traditionell alte Scherberger und Würselener Lieder! Danach klingt der Abend bei einem (oder zwei, drei, …) Bierchen in lockerem Beisammensein beim Mitglied der Spielspitze aus, die den Schwung bekommen hat.

Für Montag bis Mittwoch stehen hauptsächlich Schwungbinden und Wimpelhängen sowie andere Kleinigkeiten auf der Agenda. Ab Donnerstag geht es in den Endspurt! Ab dann wird jede helfende Hand benötigt und die Maijungen sind überall im und um das Zelt im Einsatz. Außer am Nachmittag, wo nur eine Handvoll Maijungen da ist. Die meisten sind zu dieser Zeit nämlich auf dem Anhänger eines Traktors auf dem Weg in den Würselener Wald, um Birken zu holen. Und an diesem Nachmittag staunt ganz Würselen nicht schlecht, wenn die Scherberger sich – natürlich wieder mit den eigenen Liedern – lautstark auf dem Würselener Markt bemerkbar machen!

Am Donnerstagabend wird es für die Maijungen besonders schön. Der Grund hierfür ist, dass an diesem Abend nicht nur ein Schwung weggebracht wird, sondern auch der Baum für die Maikönigin aufgestellt wird. Und als Dankeschön lädt die Maikönigin – in diesem Jahr Melanie Olbertz – die Maijungen und Maimädchen zu einem feuchtfröhlichen Abend miteinander, zur sogenannten „Königinnenfete“ ein.

Doch damit ist noch nicht genug! Denn am Freitag muss nach der Feierei noch die restliche Arbeit abgeschlossen werden. Und obwohl das für viele nach einem langen Abend vorher sehr anstrengend ist – jeder weiß, dass nicht mehr viel Zeit ist. Die Birken werden gestellt und das Zelt wird abschließend für den Freitagabend vorbereitet.

Am Nachmittag wird das Ende der schönsten Arbeitswoche eingeläutet: Die Maijungen tragen den Torbogen und das „Herzlich Willkommen“-Schild an die Kreuzung von Südstraße und Paulinenstraße. Das Aufstellen markiert dann ganz offiziell das Ende der Vorbereitungswoche. Danach versammeln sich noch alle Maijungen in einem Kreis und der Maikönig gibt mit einigen abschließenden Worten zur Woche den Startschuss zur Kirmes.

Christoph Schirmel