Die Maimädchen

…weit mehr als nur schöne Deko am Maijungenarm!

Wenig Zeit, aufwändige Kleider, enge Korsagen, stundelanges Frisieren und Schminken, fast ersticken an Haarspray und dann auch noch hohe Schuhe. All das macht den ganz normalen Wahnsinn am Kirmessontag für uns Maimädchen aus. Was sich hier mehr nach Stress als nach Spaß anhört ist trotzdem für viele die schönste Zeit im Jahr. Doch was heißt es eigentlich, ein Scherberger Maimädchen zu sein?

Gut aussehen reicht bei uns nicht, man muss auch schon mit anpacken, denn wer feiern kann, der kann auch dafür arbeiten! Denn bereits in der Vorkirmeszeit muss einiges organisiert und vorbereitet werden, weshalb auch schon vor Ostern für uns die erste Maimädchenversammlung auf dem Plan steht. Schließlich muss für Kirmes noch einiges getan werden!

Nach einer ersten Vorstellungsrunde hat man zumindest schon mal einen Überblick über alle Namen, sowie die zugehörige Maijungen. Anschließend folgt das Organisatorische: „Mädels holt die Kalender raus! Termine, Termine, Termine.“ Danach geht es direkt weiter mit der Kleiderordnung und der Frage nach den passenden Blumen. Welche Blumen halten sich lange genug, sehen schön aus und passen dann auch noch farblich zu den langen Maikleidern von über 30 Mädels? Gar nicht mal so einfach! Und der letzte Punkt auf jeder Versammlung: Krepppapier-Blümchen binden und Hexenleitern basteln! Hunderte gelb-grüner oder grün-gelber Blümchen und Hexenleitern aus Krepppapier müssen gebunden und gefaltet werden.

Rückt die Mainacht immer näher, wird es für uns endlich spannend. Wer nicht in Scherberg wohnt, trifft sich zum Ausrufen bei einer „Einheimischen“. Nun heißt es Sekt auf, Bier kühlen, Schnaps raus und warten! Warten und warten und warten… Plötzlich ertönt ein Gemurmel vor der Tür, es wird still, ein Akkordeon ertönt und ein – wenn auch zur späten Stund nicht mehr so lieblicher Gesang -erklingt. Die Mädels schnappen sich ihre Gaben und warten auf die magischen Wort von Maikönig und Knecht, welche die Maijungen mit einem „Joh!“ aus voller Kehle bestätigen. Das Mailiebchen öffnet die Tür und da steht „ihr Maischatz“ den sie mit Freude empfängt, er tritt hervor und tauscht ihre Gabe gegen ein Pinnchen Schnaps. Und schon müssen unsere Jungs weiterziehen, denn zwischen 7 und 8 Uhr geht es zum Frühstück bei der in dieser Nacht auserkorenen Königin.

Bereits am Wochenende darauf steht der Maiball vor der Tür. Endlich ist es soweit, ab ins kurze Kleid und schick machen! Die Jungs marschieren ein und die Musik beginnt zu spielen. Doch in Scherberg haben die Maimädchen auch zu später Stunde noch ihre Pflichten, da ist ein mitternächtlicher Spühldienst nicht ungewöhnlich. Mit der Verabschiedung und Vorstellung der alten und neuen Spielspitze ist das neue Kirmesjahr offiziell eingeläutet. Aber erstmal muss am Sonntagmorgen die Turnhalle wieder in ihren Ursprungszustand gebracht werden.

Nach etlichen Besuchen auf den anderen Maibällen und Kirmeszelten steht endlich die eigene Kirmes vor der Tür. Allerdings ist am Vorabend der Thekeneröffnung noch einiges zu tun: Es heißt Zelt schmücken, Tischdecken putzen, Bäume schmücken, Deko aufhängen, u.v.m. Es folgt die Königinnenfete, zu der jedes Maimädchen eine mehr oder weniger selbstgemachte Köstlichkeit beisteuert, so dass sich alle nach getaner Arbeit für die Kirmestage stärken können.

Endlich Thekeneröffnung! Ab in die Polos, denn die schwarze Macht ist erwacht und macht die Nacht zum Tag!

Am Samstagmorgen heißt es Rosen entdornen und Zeltumbau statt ausgiebigem Schönheitsschlaf. Dann ab nach Hause und für den Abend frisieren und erneut auf`s Zelt, um die Maijungen beim Einmarsch jubelnd zu empfangen. Ehe man sich versieht, ist er schon da: der schönste und anstrengendste Kirmestag, der Sonntag. Früh aufstehen, aufhübschen, ins kurze Kleid springen und den Jungs noch beim Vorbeimarsch zuwinken. Dann ab nach St. Marien zur Messe. Anschließend dürfen wir Mädels erstmalig auch mitmarschieren. Sobald man mittags im Zelt einmarschiert, geht es auch schon weiter. Zwischen Mittagessen, Friseur und Kleiderwechsel bleibt wenig Zeit. Schnell noch vor dem Abmarsch alles am Maijungen glatt streichen und richten und schon geht´s wieder los! Im Arm des Maijungen schreiten wir die lange Kaiserstraße hinauf, wo man von allen Seiten bestaunt und bewundert wird.

In aller Frische stehen die Maimädchen am Montagmorgen erneut bereit, um beim Frühshoppen die Erbsensuppe auszuschenken. Danach werden ein weiteres Mal Pinsel und Haarbürste geschwungen und die Reißverschlüsse der kurzen Kleider zugezogen. Vor dem Abmarsch soll noch flott die Dorfabendnummer geprobt werden, denn im Gegensatz zu den Jungs schaffen die kreativen Köpfe der Mädels es immer wieder, eine Nummer auf die Beine zu stellen, die später einwandfrei vorgeführt wird und für großen Applaus auf dem Festzelt sorgt.

Und da ist er schon der Dienstag, ein letztes Mal ins lange Kleid und stylen. Doch an diesem Tag ist alles anders. Nicht die Jungs tragen die Schärpe, sondern wir Mädels und später werden wir auch noch über die Zeltschwelle getragen. Während des letzten Umzugs wird bei Maikönigin und Schützenkönig eingekehrt, wo zum letzten Mal getanzt, gesungen und getrunken wird. Hier verschwindet auch mal das ein oder andere Pinnchen im Blumenstrauß. Auf dem Zelt lassen wir es noch einmal alle richtig krachen und wer bis zum Spielbegraben durchhält, bekommt vor Mittwochmittag keinen Schlaf. Am Nachmittag wird dann auch schon zum Zeltabbau geläutet.

Zwei Wochen später, beim Nachspiel, packen wir Mädels auch wieder kräftig mit an um das Kirmesjahr gemeinsam bei dem ein oder anderen kühlen Bier gemütlich ausklingen zu lassen.

Auch wenn es Jungenspiel heißt, ohne uns Mädels würde Kirmes in Scherberg nicht so schön sein und das nicht nur, weil wir die schönere Hälfte unserer Maijungen sind. Mit viel Liebe, Eifer, Fleiß und der Freude, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, arbeiten die Mädels maßgeblich mit daran, dass Scherberg das schönste Spiel ist. Vielleicht ist es bei anderen Spielen anders, doch wir sind stolz, Maimädchen in Scherberg zu sein.

Aus diesem Grund: DANKE Mädels!

Eure Maikönigin Chantal Zucketto