40 Jahre Dorfabend

Von der Notlösung zur Erfolgsgeschichte

Geboren wurde der Dorfabend, als man in den 1970er Jahren feststellen musste, dass der Kirmesmontag immer schlechter besucht wurde und das Scherberger Königsspiel oftmals montags in ein mehr oder minder leeres Festzelt einmarschierte.

Um diesem – heute würde man sagen Negativtrend – entgegenzuwirken, setzten sich 1978 die Spielspitze, Ehemalige und Vertreter der Ortsvereine zusammen, um zu überlegen, wie man den Montag attraktiver gestalten könne. Die Vorschläge, die dazu gemacht wurden, wurden nicht nur inhaltlich kontrovers diskutiert. Es gab auch Befürchtungen, mit einer Stärkung des Montags den Königsball der Scherberger Schützen am Dienstag zu schwächen, zumal ja auch bereits geplant war, den Freitag als zusätzlichen Veranstaltungstag mit einer Thekeneröffnung (heute der besucherstärkste Kirmestag) hinzu zu nehmen.

Letztendlich entschied man sich dann doch, das Risiko einzugehen und – wie es in der Chronik zum 40-jährigen Bestehen des Scherberger Jungenspiels formuliert ist – „ es trotz mancherlei Bedenken zu versuchen“.

Die Idee des Dorfabends selbst basierte auf einer Veranstaltung, die einige Jahre zuvor von dem seinerzeit sehr aktiven Kirchenchor der Pfarre St. Marien mit großem Erfolg durchgeführt wurde. Spontan erklärten sich alle Ortsvereine bereit, an einem Dorfabend mitzuwirken.

Wohl kaum einer der Gründerväter des Dorfabends hat damals erwartet, dass der Dorfabend die nächsten 40 Jahre des Scherberger Königspiels entscheidend mitprägen würde. Aber schon der erste Dorfabend hatte einen durchschlagenden Erfolg, so dass man in den Jahren danach Mühe hatte, überhaupt eine Karte für den Dorfabend zu ergattern. Zum Teil erschienen schon 3 Stunden vor Veranstaltungsbeginn die ersten Besucher des Dorfabends, um sich die besten Plätze im Zelt zu sichern.

Dass der Dorfabend ein so durchschlagender Erfolg wurde, verdankt er denjenigen, die zum Teil über viele Jahre hinweg nicht nur den Dorfabend moderierten, sondern auch für die Programmgestaltung verantwortlich zeichneten. An erster Stelle zu nennen sind hier der unvergessene erste großartige Organisator des Dorfabends, Willi Palm, der über viele Jahre den Dorfabend prägte, bevor ebenso unvergessen Franz Lausberg in seine Fußstapfen trat. Nach und nach nahmen die Jüngeren das Zepter in die Hand und mit Michael Mallmann und Jürgen Schultheis betrat eine neue Generation die Moderatorenbühne, die sich bis zum heutigen Tage mit den Youngsters Markus Mainz, Daniel Bura und Michelle Mallmann fortsetzt.

Ebenso ist der Erfolg des Dorfabends auf die mittlerweile ungezählten Akteure zurückzuführen, die Jahr für Jahr das Publikum zum Erstaunen, vor allem aber zum Lachen bringen, oftmals, bis das die Tränen fließen. Erinnert sei hier an viele, zum Teil nicht mehr unter uns weilende Scherberger Originale wie „Pittchen“ Bülles, Lambert Keil, Klaus Quadflieg, Michel Spiertz, „Jupp“ Olivier oder Karl-Josef Ebeling, allseits nur als „Wum“ bekannt, der als Sultan oder als Luciano Pavarotti das Festzelt zum Toben brachte. Nicht zu vergessen auch Leni Bülles, Bert Horbach und seine Ehefrau Käthe, Helmi Graf, Bianca Schulze und Claudia Plewe, die Keulenschwenker, die Maimädchen und Maijungen und zahlreiche Mitglieder der Scherberger Schützen, die immer wieder fantastische Aufführungen zu Stande brachten.

40 Jahre Dorfabend bedeutet auch, 40 Jahre immer wieder neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen, ein Unterfangen, das nicht immer einfach ist. Manchmal war man drauf und dran, den Dorfabend einschlafen zu lassen, weil man befürchtete, keine neuen Ideen mehr zu haben. Aber der Spaß und die Freude, die die Akteure des Dorfabends haben, vor allen Dingen aber die Freude, die sie dem Publikum vermitteln, hat letztendlich dazu geführt, dass man sich in jedem Jahr wieder aufgerafft hat und der Dorfabend bis heute ein kaum noch wegzudenkender Bestandteil des Scherberger Jungenspiels ist.

Und noch eins versinnbildlicht der Dorfabend – das „Dorf“ Scherberg, das bis heute ein Dorf im besten Sinne des Wortes geblieben ist, ein Dorf mit seiner Dorfgemeinschaft, seinen Originalen, ein Dorf, in dem man gemeinsam feiert, aber auch gemeinsam das Leid teilt, ein Dorf, für das es nur eine richtige Bezeichnung gibt: Heimat.

Karl-Jürgen Schmitz